103!

Autor: Wolfgang M. Buchta (Text) Beate Czajka und Ulli Buchta (Photo)


103 Jahre war das jüngste(!) Fahrzeug bei der heurigen Motorfahrer-Wertungsfahrt.

Die „Int. AVCA Motorfahrer-Wertungsfahrt um den Ehrenpreis der Melanie Gräfin Khevenhüller-Metsch Erdödy für Automobile bis Baujahr 1918“ ist in Österreich wohl die einzige Veranstaltung für die „ganz Alten“ und wird heuer bereits zum achten Mal von Hermann Tratnik und dem AVCA durchgeführt.

Da Veranstaltungen für diese Altersgruppe auch europaweit nicht so häufig sind, war es nicht überraschend, dass trotz nach wie vor bestehender Corona-Einschränkungen insgesamt 50 Fahrzeuge aus sechs Ländern am Start waren.

Zentrum der drei Fahrtage war das „Superior Seehotel Europa“ in Velden am Ufer des Wörthersees, von wo die rund 50 Teilnehmer nach einem erlesenen Frühstück auf drei verschiedenen Runden über ausgesuchte Nebenstaßen aufbrachen.

Wer Hermann Tratnik und die Veranstaltungen kennt, wird nicht überrascht sein: a) Hermann T. ist ein Feinschmecker und entsprechend war die Verpflegung bei den Mittagsrasten und den abendlichen Dinners von erlesener Güte.

Und b) Da Hermann T. gute Freunde unter der lokalen Prominenz hat, waren die Stopps entsprechend. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Schloss Treffen, Schloss Finkenstein, Schloss Stadlhof, Schloss Niederosterwitz, Schloss Leonstein oder Schlosshotel Velden, wo am Samstag die abschließende Fahrzeugpräsentation und die Siegerehrung über die Bühne gingen.

Die Organisation war – zumindest aus Teilnehmersicht – perfekt, die Stimmung gut, das Wetter sehr gut bis „eh“ gut, die Menschen ganz „liabe Leut“ und die Autos …

Ehe wir uns jetzt ins begeisterte Auflisten verlieren – ein Bild sagt mehr als 1000 Worte!

Und ach ja, eine Wertung gab es natürlich auch, und so sehen Gesamtsieger aus: Erika und Sven Jahn auf Hupmobile 32 Roadster aus 1912. Wir gratulieren!



Hupmobile 32 Roadster, 1912

Am Anfang seiner Karriere arbeitete Robert Craig Hupp für Branchengrößen wie Henry Ford oder Ransom Eli Olds, aber auf der Detroit Auto Show im Februar 1909 präsentierte er das erste Hupmobile.

Bis Jahresende wurden von diesem Vierzylinder von 20 PS 1.600 Stück gebaut. Bereits 1910 verdreifachte sich die Produktion.

Im Jahre 1912 wurde das 32 PS-Modell vorgestellt, von dem allein 1913 1.649 Exemplare gebaut wurden. Erst 1916 wurde das Model 32 durch eine neue Baureihe abgelöst.

Hispano-Suiza T16

Die 1898 in Barcelona gegründete Automobilfirma Cuadra ist die Wurzel des renommierten Herstellers Hispano-Suiza, dessen Geschichte mit zwei Insolvenzen in weniger als zehn Jahren begann. Ab der Gründung der „Hispano-Suiza, Fabrica de automoviles S.A.“ im Jahre 1904 ging es unter Chefkonstrukteur und Teilhaber Marc Birkigt (Schweizer und verantwortlich für das „Suiza“ im Firmennamen) bergauf. Als der Hispano-Suiza T16 1917 gebaut wurde, waren – wir sind mitten im Ersten Weltkrieg – Flugmotoren das wichtigere und profitablere Produkt.

Stellite 8/10 HP, 1915

Die wenig bekannte und kurzlebige Marke Stellite wurde 1914 von der „Electric and Ordinance Accessories Co.“, die ihrerseits eine Tochtergesellschaft des britischen Rüstungsriesen Vickers Ltd. war, gegründet. Stellite war damit eine Tochter/Schwester von Wolseley, die zum gleichen Konzern gehörte.

Die wenigen bis zur Produktionseinstellung im Ersten Weltkrieg gebauten Exemplare waren alle vom Type 8/10 HP, hatten Vierzylinder-Motor von ein Liter Hubraum und konnten wahlweise als Zwei- oder als Viersitzer bestellt werden.

Procter Type 1 Electric Car, 1902

Ladies and Gentlemen, unser ältester Teilnehmer und gleichzeitig – Stichwort E-Mobilität – unser modernster!

Der Procter Type 1 aus 1902 ist ein Elektroauto – was 1902 weniger exotisch war als heute – und war der Eigenbau eines enthusiastischen Mr. Procters, dem keines der serienmäßig angebotenen Fahrzeuge gut genug war.

Der Elektromotor leistet in etwa 4 PS und die Geschwindigkeit kann man wahlweise mit „ausreichend“ oder „nicht der Rede wert“ beschreiben, aber die Reichweite lag bereis vor 120 Jahren bei rund 70 km – und für die Motorfahrer-Wertungsfahrt hat es jedenfalls gereicht …

Loreley L4A Doppelphaeton, 1913

Kennen Sie Loreley? Nein, nicht die sagenhafe Jungfrau vom Rhein, sondern die gleichnamigen Automobile aus der Rud. Ley Maschinenfabrik AG, die 1905–1914 unter diesem Namen gebaut wurden.

Auf der Motorfahrer-Wertungsfahrt waren gleich zwei Exemplare dieser raren Marke – der hier abgebildete Loreley L4A Doppelphaeton aus 1913 und ein Loreley Typ B aus dem Jahre 1910.



Brasier Voiture de Course, 1908

Mit 96 PS und 9,6 Liter Hubraum verteilt auf vier Zylinder war diese äußerst gelungene „Recreation“ eines Gordon Bennett Trophy Wagens von 1904/05 auf Basis eines 1908er Brasier 50 HP der Hubraum- und leistungsstärkste Teilnehmer des Feldes. Und – sofern es jemand gewagt hätte – sicher auch der schnellste.

Diesen historischen Rennwagen – genau diesen! – gibt’s übrigens auch im Maßstab 1:43 von der Firma Dongguan.

Leon-Buat, 1902

Leon-Buat, eine weitere Marke die man (wahrscheinlich) nicht kennt und (noch viel wahrscheinlicher) noch nie gesehen hat – Live am Wörthersee! Automobiles Léon Buat begann 1900 mit der Automobilproduktion und präsentierte ihre Fahrzeuge am Pariser Automobilsalon dieses Jahres. Der Zweisitzer, der auch schon am London Brighton Run zu bewundern war, wird von einem Einbaumotor von De Dion-Bouton angetrieben, der aus einem Zylinder von 928 ccm Hubraum immerhin 8 PS leistet.

Cadillac Type 55 Speedster, 1917

Bis dieser Wagen gebaut wurde, war Cadillac schon etabliert und trug stolz den Wahlspruch „The Standard of the World“.

Mit Baujahr 1917 ist der Cadillac nicht nur der zweitjüngste Teilnehmer im Feld, sondern mit dem V8-Motor von 5.157 ccm Hubraum und einer Leistung von 77 PS einer der leistungsstärksten – „The Standard of the World“ eben …

Laurin & Klement Kb, 1913

Mit einem Gründungsdatum von 1895 ist Laurin & Klement (heute Skoda) eine der ältesten Automobilhersteller der Welt. Der Mechaniker Václav Laurin und der Buchhändler Václav Klement beklagten das schlechte Service eines deutschen Fahrradhändlers – und machten sich 1895 mit einer Fahrrad-Reparaturwerkstatt selbständig. 1896 begann die Herstellung von Fahrrädern, 1899 kam das erste Motorrad und 1905 mit dem Typ A das erste Automobil. Es folgten Typ B, Typ C, … und 1911 war man – mit ein paar Lücken – beim Typ K angelangt. 1925 wurde Laurin & Klement von Skoda übernommen, die den Namen Laurin & Klement bald zugunsten Skoda Auto fallen ließen.


 

Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Dazu gehören essentielle Cookies, die für den Betrieb der Seite notwendig sind, sowie andere, die nur zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden.
Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Dazu gehören essentielle Cookies, die für den Betrieb der Seite notwendig sind, sowie andere, die nur zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden.
Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Ihre Cookies-Einstellungen wurden gespeichert