Nix für Sonntagsfahrer!

Autor: Text: Sylvia Höld Photos: Leo Höld


14th Grand Prix de Monaco Historique

Obwohl die Rennen sonntags gefahren werden, ist der typische Sonntagsfahrer in Monaco beim Historischen Grand Prix auf der gesperrten Rennstrecke eher nicht anzutreffen. Das Feld ist aus Herrenfahrern, die ihr Geschäft sehr wohl verstehen, und ehemaligen Profirennfahrern durchmischt. Wenn diese enthusiastischen Rennfahrertypen einmal am Steuer sitzen, überwiegen ihr Wettkampfgeist genauso wie ihr Ego, und geben dabei alles. Scheinbar haben sie auch keine Angst davor, diesen schönen Rennautos bei Zweikämpfen eine Delle zu verpassen. Hätte ein durchschnittlicher Autofahrer die Furchtlosigkeit mitzufahren, würde dieser einigermaßen alt aussehen.

 

Der motorsportliche Wettbewerb hat bereits 1924 mit dem ersten Autorennen durch die Straßen der Stadt Monte Carlo begonnen. Historische Bilder von der Frühzeit des Motorsports zeigen entlang der Rennstrecke Gehwege, Hausecken, Straßenbahnschienen, Bäume, Laternen und im Hafen sogar einige schlecht abgesicherte Stellen, was man heute eher als eine Art „freien Meerzugang“ für Rennautos bezeichnen würde. Vor den Pollern befanden sich vereinzelte, angeordnete Strohballen, welche den damaligen Sicherheitsempfinden angemessen waren. Den ersten Großen Preis von Monaco hat übrigens 1929 William Charles Frederick Grover-Williams auf einem privat eingesetzten grünen Bugatti T35B gewonnen. Eine Gedenkstatue an Williams’ Sieg beim GP von Monaco 1929, die von François Chevallier geschaffen wurde, steht im Kreisverkehr am Place St. Dévote. Bei den Rennen ist eine Tribüne darüber gebaut.

Einige Jahre später wurde am 21. Mai 1950 das zweite Rennen der brandneuen Formel 1-Weltmeisterschaft in Monaco ausgetragen. Mittlerweile durften die Grimaldis bereits 81-mal Grand Prix-Sieger im majestätischen Rahmen erwarten und nach dem Rennen mit dem Champion im Fürstenpalast feiern.

Das Organisations- und Auswahlkomitee des ehrwürdigen Automobile Club de Monaco (ACM) hat sich vermutlich gedacht, wenn die Strecke schon so aufwendig aufgebaut ist, könnte man ja auch gleich zusätzlich mehrere Rennen im Zweiwochenabstand in die Stadt bringen. So ganz nebenbei sind zusätzliche Rennwochenenden ein guter Stresstest und eine Vorbereitung für das darauffolgende Formel 1-Rennen. Seit dem 1. Grand Prix Historique de Monaco im Jahr 1997 versammelt sich ein sehenswertes Teilnehmerfeld aus Monoposto-Fahrzeugen und Sportwagenklassikern aus aller Welt in Monaco.

Mittlerweile hat sich als drittes Event die FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft im Fürstentum verankert und wurde heuer bereits zum 7. Mal ausgetragen. Benzinduft findet man bei den Rennen der Formel-E bekannterweise weniger. Ich selbst habe auch die Formel-E-Weltmeisterschaft einige Male besucht. Gemeinsamkeiten zwischen Grand Prix Historique und E-Prix gibt es mehr als die unterschiedlichen Philosophien vermuten lassen: die Strecke, der Monaco Flair, die 4 Räder (sorry Tyrrell P34) und die vielen begeisterten Motorsportfreunde. Ein kompetenter sowie detaillierterer Vergleich der einzelnen Serien steht mir keinesfalls zu.

Zumindest kann ich augenscheinlich vergleichen, dass die Streckenführung und die Sicherheit auf das folgende Formel 1-Rennen bereits auf demselben Stand aufgebaut sind. Die Poller im Hafenbereich haben all die Jahre unzählige Autos vorbeifahren gesehen und stehen noch immer an gewohnter Stelle. In den letzten Jahrzehnten wurden Leitplanken und Fangzäune vor die tonnenschweren Boller gestellt – zum Schutz der Boller sicherlich nicht! Wenn man schon von den Leitplanken erzählt, ist auch zu erwähnen, dass die Leitplanken schon sehr nahe der Ideallinie der Fahrer ihren Verlauf ziehen. Dadurch fährt die Mehrheit der Fahrer auf wenige Zentimeter auch bei den schnellen Streckenpassagen ran. Die Veranstaltung erstreckt sich über drei Tage und spiegelt übrigens ein aktuelles Grand-Prix-Wochenende mit Training am Freitag, Qualifying am Samstag und Rennen am Sonntag wider. Die Autos sind nach Epochen in sieben Grand Prix-Rennklassen und eine Sportcar-Klasse geordnet. Die Renndauer beträgt zwischen einer halben und einer dreiviertel Stunde.

Der Monaco Historique Grand Prix ist ein unvergessliches Erlebnis für Motorsport-Enthusiasten und eine einzigartige Gelegenheit, zeitgleich faszinierende Autos zu sehen und Motorenlärm aus allen Richtungen zu hören und die glorreiche Vergangenheit des Motorsports zu erleben. Ein einzigartiger Geruch von Benzin, gemischt mit verbranntem Öl sowie der Abrieb der Reifen, verleiht der Atmosphäre eine zusätzliche Originalität und versetzt so Manchen in die Vergangenheit des Rennsports.

Die Liebe der Fahrer zu ihren Autos ist schier unendlich. Das merkt man an der Art, wie manche ihr Familiensilber präsentieren. Auch Deutsch hört man an jeder Ecke im Fürstentum. Fahrer aus unserem Nachbarland sind traditionell stark vertreten, aber immer wieder gibt es österreichische Beteiligung wie dieses Jahr, Jürgen Boden Ferrari 312 T5 (Bj. 1980), Martin Halusa – Bugatti 35B (Bj. 1927) sowie Brabham BT7 Climax (Bj. 1963), Niclas Halusa – Jaguar D-Typ (Bj. 1954) sowie Williams FW08 (Bj. 1982), Lukas Halusa – Mclaren M23 (Bj. 1976).

Wie die Zeit vergeht! Alberto Ascari fiel 1955 mit seinem Lancia-Ferrari durch die Poller hindurch ins Meer. Zehn Jahre später versenkte auch Paul Hawkins seinen Lotus 33 im Hafen. Beide Fahrer überlebten diese Unfälle. Vor mittlerweile 50 Jahren tauchte der junge und extravagante, glamouröse Lord Thomas Alexander Fermor-Hesketh zusammen mit seinem Fahrer James Hunt in der Formel 1 auf. 1984 fuhr Ayrton Senna in seiner F1-Debutsaison erstmals beim abgebrochenen Regenrennen um den Sieg eines Grand Prix. Aus diesem Anlass wurde eine nette Senna-Karriereparade bestehend aus diversen Rennautos von Ayrton Senna am Samstag mit zusätzlichen historischen Rennwagen und mit bekannten Persönlichkeiten des Motorsports dem Publikum präsentiert. So nahmen Fahrer/innen wie Christina Gutierrez, Eddie Irvine, Bruno Senna, Stefan Johansson, Gabriel Bortoleto und Thierry Boutsen hinterm Lenkrad Platz.

Mit Jochen Rindt 1970 und Niki Lauda 1975 und 1976 sind auch österreichische Grand Prix-Siege in Monaco gelungen.

 

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