Spielberg 2024…

Autor: Text & Photos: Christian Sandler


Formula 1 Qatar Airways Austrian Grand Prix am Red Bull Ring – Ein „Heimgrandprix“ der „Orange Army“?

Wie schon seit Jahrzehnten lockt die immer noch stark boomende Formel 1 hunderttausende Fans jedes zweite Wochenende an die Rennstrecken dieser Welt, wie auch heuer wieder vom 28. bis 30. Juni zum Red Bull Ring, in das grüne Herz Österreichs.

Waren es früher die Österreicher wegen Rindt, Lauda oder Berger, die lautstarken italienischen Ferrari-Fans, oder zu Schumis Zeit unsere Lieblingsnachbarn die Deutschen, die den Ring eroberten, so hat man derzeit das Gefühl, dass in den letzten Jahren die Holländer, dank Verstappen, an der Überzahl sind. Waren vor nicht allzu langer Zeit die Ziele der Holländer mit ihren gelben Nummerntafeln am Camper noch klingende Orte wie Grado, Lignano oder Rimini, so heißen die Destinationen der Oranjes heute Monza, Silverstone oder eben Red Bull Ring im Murtal. Hatten die Holländer ein paar Tage vor dem GP noch eine Niederlage von den Österreichern bei der Fußball-WM einstecken müssen, so ist doch die Chance auf einen Sieg von ihrem Max dank Red Bull ziemlich groß.

Was der Visionär Didi Mateschitz mit seinem „Dosenimperium“ aus dem alten Österreichring machte und somit einer ganzen Region einen Aufschwung ermöglichte, verdient einen Riesenrespekt. Das Rennen der Formel 1 ist Österreichs mit Abstand größtes Event und wird von der Projekt Spielberg GmbH & Co KG perfekt durchorganisiert. Es gab extra Fahrrad-Abstellplätze, mit der Polizei wurde ein Verkehrskonzept ausgearbeitet, Shuttle Busse vom Bahnhof Knittelfeld, Fohnsdorf oder Zeltweg, Zusatztribünen wurden aufgebaut, Fanzonen eingerichtet, Feuerwehr, Rettung, Sicherheitspersonal … Chapeau! An alles wurde im Vorfeld gedacht, sogar der Wettergott spielte mit. Auch das leidige Thema der Track Limits aus dem Vorjahr mit 1200 Ahndungen hat man gelöst, indem man in den Kurven 9 und 10 etwas Asphalt abgetragen hat und dafür ein Kiesbett schuf.

Der Formel 1-Tross reiste mit Saisondominator und WM-Leader Max Verstappen, nach seinem Sieg in Spanien eine Woche davor, in die Steiermark. Für Statistiker, es war GP Nr. 1112 und es wurden 302.000 Tickets an drei Tagen verkauft. Red Bull Racing ist zwar immer noch das Team, das es zu schlagen gilt, aber Mercedes und vor allem McLaren kommen dem österreichischen Team in gleichmäßigen Schritten immer näher. Ferrari holt auch etwas auf, jedoch mit sehr großen Schwankungen wie zum Beispiel der Sieg in Monaco und im nächsten Rennen mit den Plätzen 5 und 6. Ab dem ersten Training hatte Verstappen im RB20 alles unter Kontrolle, Sieg im Sprintrennen vor Piastri, Norris, Russel, Sainz und Hamilton. Einzig ein kleiner Defekt in Q1 sorgte für eine kurze Unruhe. Im anschließenden Qualifying schnappte Max sich noch kurz vor dem Schlusspfiff die Pole vor Norris, Russel, Sainz, Hamilton, Leclerc und Piastri. Beim Teamkollegen Perez läuft es momentan nicht ganz so rund, er erreichte nur Rang 9. Die „Orange Army“ feierte mit den österreichischen Red Bull-Fans um die Wette, wahrscheinlich die ganze Nacht.

Der Rennsonntag präsentierte sich von seiner besten Seite, sensationelle Stimmung mit „Gänsehaut“ rund um die 4,3 km lange Strecke, eine von Hans Zimmer eigenwillig inszenierte Bundeshymne und eine tolle Flugshow heizten die Stimmung an. Die Liste der Promis konnte sich auch sehen lassen: Anna Gasser, George Lucas, Mark Mateschitz, um nur einige zu nennen, wühlten sich durch das Fahrerlager und die Startaufstellung. Das Startduell gewann Verstappen vor Norris und Russel, er konnte sich daraufhin Runde für Runde kontinuierlich absetzen. Leclerc kollidierte in der ersten Runde mit Piastri, er fiel nach dem darauf notwendigen Boxenstopp ans Ende des Feldes zurück. Hinter den beiden Führenden entbrannte in der Anfangsphase noch ein Dreikampf zwischen Russel, Sainz und Hamilton. Aufgrund des Streckenlayouts und des hohen Speeds am Red Bull Ring war die Strategie der Teams auf zwei Stopps ausgerichtet, den die Gruppe der Führenden in den Runden 18 bis 24 absolvierte. Etwa ab Rennmitte bis zur zweiten Serie der Boxenstopps hat sich der Rennverlauf wie folgt eingependelt: Verstappen – Norris – Russel – Sainz – Hamilton – Piastri. In den Runden 48 bis 53 war in der Spitzengruppe die Serie der Boxenstopps angesagt. Verstappen, der seinen Vorsprung auf Norris schon auf 7 Sekunden ausbaute, verlor bei seinem Stopp etwa 4 Sekunden und so kam Norris wieder auf Schlagdistanz. Er witterte aufgrund der besseren Reifen seine Chance, es entwickelte sich ein sehenswerter Zweikampf, der dann in Runde 64 in einem Crash in Kurve 3 endete. Norris scheidet aus, Verstappen reiht sich als fünfter hinter Hamilton ein und Russel übernimmt als lachender Dritter die Führung, gefolgt von Sainz und Piastri, der aber eine Runde später Sainz überholt. Die Stewards sahen Verstappen als Schuldigen der Kollision und brummen ihm eine 10-Sekunden-Strafe auf, diese wirkte sich aber im Ergebnis nicht aus. Sieg also nach 71 Runden für Russel vor Piastri, Sainz, Hamilton und Verstappen. Die Mannschaft von Mercedes und Toto Wolff konnten sich über den ersten Sieg seit Brasilien 2022 freuen. Verlierer sind Norris und Leclerc, die nicht in die Punkte vordringen konnten. Dr. Helmut Marko sah das ganze etwas gelassener: „Wir haben die WM-Führung trotzdem ausgebaut, auf Fahrer- und Konstrukteur-Seite.“

Sehenswert war auch wieder die Legenden-Parade mit verschiedenen historischen Formel 1-Fahrzeugen. Gerhard Berger ließ es in Schumachers Ferrari von 2002 so richtig krachen, Emerson Fittipaldi fuhr sichtlich gerührt den Lotus 72, mit dem er 1972 Weltmeister wurde. Weiters waren unter anderem Johnny Herbert im Zeltweg 1982 Sieger-Lotus von Elio de Angelis, David Coulthard im RB 1 und Patrick Friesacher im RB 8 zur Freude des Publikums unterwegs.

Die Stimmung bei den Fans war ausgelassen wie eh und je; Bier floss auch schon vor 50 Jahren reichlich in den Festzelten, nur die Musik hat sich vom Schlager zum Techno Sound geändert, noch dazu in einer gewöhnungsbedürftigen Lautstärke.


 

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