Goodwood Members Meeting

Autor: Erich und Claudia HEIN


Wer Kann, der Kann

„Mitgliederversammlungen“, wir alle kennen sie, sind meist so was von langweilig, endlose Diskusionen oftmals ohne Sinn und Verstand. Nach kurzer Zeit denkt man „Warum tue ich mir das an“. Durch diese Erfahrungswerte war ich nicht begeister als die Einladung zum 81.Members Meeting in Goodwood ins Haus flatterte. Aber, was soll ich Ihnen sagen: „Ich freue mich schon auf das nächste Jahr“, warum ich erzähle Ihnen.

Beim Members Meeting kontriert man sich einzig auf das Wesentliche: alte Autos und Motorräder. Eine Kleidervorschriftwie wir es vom Revivel kennen gibt es hier nicht. Auch das sonst so aufwendige „Rahmenprogramm“ ist auf das Nötigste reduziert.

Hier stehen einzig und allein die Rennen auf vier und zwei Rädern im Vordergrund.

Bis zu 30 Fahrzeuge, eine beachtliche Zahl, tummeln sich auf dem 3,8 lagen Rundkurs und geben so richtig Gas, aber so was von Gas. Wow!!!  In den Boxengassen herrscht wie auch beim Revival Schraubenoffensive pur. Einzige Bedingung die ein Fahrer erfüllen muss: Mitglied im Goodwood Road Racing Club. Okay, damit kann man sehr gut leben.

Es ist eine Entspannte Atmosphäre, geschuldet durch das verkleinerte Terrain und dem Bruchteil an Besuchern die dem Club angehören. Das ist jedoch auf der Rennstrecke anders. Hier geht es zu wie beim Revival, Rennen sind spannend und es wird auch hier gefahren, als gäbe es kein Morgen.

Am Samstag zankten sich bei der „Gorden Spice Trophy“ Renntourenwagen der Siebziger über 50 lange Minuten und am Sonntag noch einmal im „Gorden Spice Sprint“ über die halbe Distanz. Hier trafen Mini 1275 GT und Rover 3500 aufeinander.

Bei der „S.F. Edge Trophy“ zeigten Fahrzeuge vor 1923 das sie auch nach 100 Jahren die Zuschauer mit ihrem Speed begeistern können.  Die Teilnehmerautos des Rennens waren mehr auf hohe Geschwindigkeit als auf Beschleunigung ausgerichtet. Das konnte man sehr gut am teilnehmenden Darracq 200 HP sehen. Pilot Mark Walker fiel beim Start auf den zehnten Platz zurück. Sein Können am Steuer und die grandiose Leistung seines Darracq ließen Walker nach fünf Runden den zweiten Platz belegen, der diesen bis ins Ziel inne hielt. Gewonnen in diesen fantastischem Rennen ein Sunbeam Indianapolis mit seinem Fahrer Julian Majzub, der seine Startposition 1 bis ins Ziel verteidigte.

Fast so ähnlich erging es John Spiers in der „Surtes Trophy“ bei denen Sportprototypen der sechziger Jahre an den Start gingen. Spiers führte mit seinem McLaren M1B bis zweieinhalb Minuten vor Zielüberfahrt. Ein Dreher kostete in den Sieg. Pech für Ihn, dafür Glück für die beiden Kontrahenten Ben Mittell und Andrew Kirkaldy. Beide Chevron B8 zogen am McLaren vorbei, Kirkaldy passierte als erstes die Ziellinie, bekam 10 Strafsekunden aufgebrummt und Schwups Mitchell konnte den Siegerkranz für sich beanspruchen. Ja, Ja so kann es gehen.

Eng wurde es auf der Rennstrecke, aber so was von eng, als 30 Ford Mustangs des Jahrgangs 1965 beim „Ken Miles Cup“ 50 Minuten über die Strecke flogen. Gordon Shedden preschte voran, suchte bei jedem Duell Karosseriekontakt bis die Schnauze seines schwarzen Coupès plattgedrückt war. Sieger dieses Rennens Andrew Jordan, der nach Fahrerwechsel von Position acht als erstes übers Ziel fuhr.

Wie immer sind es spannende Zweikämpfe die uns Zuschauer so richtig mitgehen lassen. Beim Meeting war es der „Parnell Cup“ für Formel-Rennwagen von 1935 bis 1953 der das spannendste Duell des Wochenendes inne hatte.

Fünf Jahre ist es jetzt schon her, dass der Österreicher Niki Lauda nicht mehr unter uns weilt, Das nahm man zum Anlass einen Demo-Lauf zu seinen Ehren abzuhalten. Chris Goodwin fuhr gekonnt Laudas MacLaren MP4/28 um den Goodwood Circuit. Auch Gerhard Berger selbst vor Ort, fuhr noch einmal seinen Ferrari 640 aus der Saisonn1989.

Ein Debüt der Extraklasse konnte die „ 81. Mitgliederversammlung“ verzeichnen. Ein brandneuer Wettbewerb, das „Sidecar Shootout“ brannte darauf den Mitgliedern ihr Können zu  Demonstrieren. Hier gaben die vier schnellsten Renn-Paare aus der Vorrunde am Samstag, sonntags alles, aber auch alles, um ihrem Ruf gerecht zu werden. Mit einer unglaublichen  Geschwindigkeit und nervenaufreibenden Kurvenfahrten mischen sie die Mitglieder auf, die sich darüber sehr freuten. Sah man doch seit dem Jahr 1966 erstmals wieder moderne Rennsportwagen auf der Goodwood Rennstrecke.

Interessant wurde es auf der Rennstrecke als sich 24 der vielleicht kompromisslosesten Rennwagen aller Zeiten dort versammelten, um der letzten Saison der Canadian-American-Challenge Cup- kurz Can Am zu gedenken. Obwohl nur mit halber Kraft fahrend, war der Anblick mit der entsprechenden Akustik eines Porsche 917/30 und eines Lola T 160  eines der Highlights des Wochenendes. Stellen sie sich nur vor, die 24 wären voll Power über die Rennstrecke gefegt; der ein oder andere Ohrenarzt hätte sich montags über volle Sprechzimmer gefreut.

Eine außergewöhnliche „Mitgliederversammlung“, davon hätten wir gerne mehr.

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