Korrosion vermeiden und Werte bewahren

Autor: Andreas Maisch, Condair GmbH, Stuttgart


Zum Werterhalt historischer Fahrzeuge und Oldtimer gehört eine geregelte Luftfeuchte am Stellplatz.

Gleich, ob VW Käfer oder BMW Baureihe 02, Tin Lizzie oder Pontiac Firebird – Oldtimer sind ein eindrucksvolles Zeugnis der historischen Entwicklung der Mobilität. Dabei spielt die korrekte Lagerung des Oldtimers eine entscheidende Rolle, denn eine der größten Gefahren für den Werterhalt ist die Korrosion.

Kondensat bildet den Nährboden für Rost

Dazu ein wenig Theorie: Trifft wärmere und feuchte Raumluft auf eine kühlere Oberfläche, bildet sich Kondensat. Durch die rasche Abkühlung der Luft in unmittelbarer Nähe der Oberfläche erreicht diese sehr schnell ihren Taupunkt, das heißt denjenigen Zustand, in dem die Luft bereits zu 100 Prozent mit Wasserdampf gesättigt ist und entsprechend keine weiteren Wassermoleküle mehr aufnehmen kann. In der Folge kondensiert der überschüssige Wasserdampf zu feinen Wassertropfen, die sich dann sichtbar auf der kühleren Oberfläche niederschlagen.

Wie stark die Luft gesättigt ist, und wie nah sich ihr Zustand an der Sättigungslinie befindet, beschreibt die relative Luftfeuchte. Bei unterschiedlichen Temperaturwerten kann die Luft unterschiedliche Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen. Dabei gilt grundsätzlich, je höher die Temperatur ist, desto mehr Wasser kann aufgenommen werden. Zudem gibt es bei jeder Temperatur einen bestimmten Punkt, an dem es der Luft nicht möglich ist, mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Diesen Punkt bezeichnet man als Sättigungs- oder Taupunkt. Ab hier beginnt sich Kondensat zu bilden.

Die Umgebungsluft unterliegt über den Tagesverlauf hinweg Schwankungen, besonders großen im Frühjahr und Herbst – tagsüber ist sie relativ mild, nachts fällt sie stark ab. Es entsteht eine Temperaturdifferenz zwischen Luft und dem Metall des Fahrzeugs. Der Taupunkt wird erreicht, Kondensat lagert sich an den Bauteilen ab.

Atmosphärische Korrosion

Der aus der Luft auf den Bauteilen auskondensierende Wasserdampf führt zu einer chemischen Reaktion, der sogenannten atmosphärischen Korrosion – es bildet sich Rost. Dabei trifft Sauerstoff auf Eisen und nimmt ihm zwei Elektronen ab. Es entsteht eine dünne Schicht aus Eisen-II-Oxid. Dieser Prozess ist noch nicht schädlich, im Gegenteil, die Eisenoxidschicht schützt das Eisen vor weiterer Zerstörung. Doch wenn jetzt die Feuchtigkeit vom Kondensat mit ins Spiel kommt, verbindet sich der Sauerstoff nicht mit dem Eisen, sondern reagiert mit den Wassermolekülen. Das Eisen gleicht den Verlust an Elektronen im Wasser aus, indem es Atome abgibt. Dabei löst sich das Eisen langsam auf, das Bauteil wird langfristig zerstört.

Oldtimer sind besonders empfindlich

Alte Fahrzeuge sind aufgrund der verbauten Materialien und Mechaniken häufig viel empfindlicher gegenüber Korrosion als Autos aus moderner Produktion. Sie haben oftmals Risse im Lack oder freiliegendes Metall am Fahrgestell, wodurch sie anfällig für Feuchtigkeit sind. Besonders gefährlich, weil nicht sofort zu erkennen, ist Korrosion im Innenleben des Motors. Hier sind die Teile weder durch Farbe noch durch eine besondere Oberflächenbeschichtung geschützt. Durch geöffnete Ventile dringt die Luftfeuchtigkeit in das Innere des Motors ein, auf den Zylindern und Oberflächen kann sich Kondenswasser bilden. Aber auch Leder, Kraftstoff und Öle nehmen Schaden, wenn es zu feucht wird. Polster- und Textilmaterialien können bei sehr feuchter Luft schnell von Schimmel befallen werden.

Allerdings ist ein absolut trockener Stellplatz mit minimaler Luftfeuchtigkeit auch nicht die richtige Lösung, um den Wert des Oldtimers zu erhalten, denn Ist die Umgebungsluft zu trocken, wird Feuchtigkeit aus furnierten Armaturenbrettern, Vinylbauteilen wie Cabriodächern oder Innenverkleidungen und aus weichem Kunststoff herausgezogen. Das Material wird spröde und porös, es entstehen Risse.

Raumklima kontrollieren und aktiv regeln

Um diese Risiken zu vermeiden, ist eine aktive Regelung der Luftfeuchte erforderlich. Experten des auf Oldtimer spezialisierten Versicherungsunternehmens Hagerty empfehlen eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 55 Prozent.

Erreicht werden kann ein konstantes Einhalten dieses Werts durch Luftentfeuchtungsgeräte. Ihre elektronische Regelung sorgt dafür, dass immer die gewünschte Luftfeuchte gehalten wird. Grundsätzlich kann dabei zwischen zwei Funktionsprinzipien unterschieden werden: Kondensations-Luftentfeuchter und Adsorptionstrockner.

Kondensations-Luftentfeuchter basieren auf einem Kälteprozess; sie enthalten eine Kältemaschine mit Verdichter, Verdampfer und Verflüssiger. Über sie wird eine Oberfläche im Gerät heruntergekühlt, an der der Wasserdampf aus der Luft kondensiert und die Luft somit entfeuchtet wird. Eingesetzt werden derartige Geräte, wenn die relative Luftfeuchte zwischen 40 bis 60 Prozent liegen soll (bei einer Raumtemperatur von etwa +5 bis +35 Grad Celsius).

Ist die Raumtemperatur allerdings eher niedrig – wie in einer unbeheizten Halle im Winter -, empfiehlt sich der Einsatz von Adsorptionstrocknern. Derartige Geräte halten den in der Luft enthaltenen Wasserdampf an hygroskopischen Oberflächen fest – sie absorbieren ihn. Als Adsorptionsmittel wird hauptsächlich Kieselgel verwendet, das in einer Trocknungstrommel regeneriert wird. Für eine möglichst hohe Energieeffizienz sollten die Adsorptionstrockner mit hocheffizienten Ventilatorantrieben ausgestattet sein – EC-Motoren sparen bis zu 50 Prozent Energie gegenüber herkömmlichen AC-Motoren ein.

Um den Wert eines Oldtimers lange zu erhalten, sollte nicht nur ans Schrauben, an Ersatzteile, Öle und Pflege gedachte werden. Es geht auch um Heizung, Belüftung und die Wahl einer geeigneten Lösung für eine geregelte Luftfeuchte. Dann steht einer langjährigen Freude an dem eigenen Stück automobiler Geschichte nichts im Wege.


 

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