Rennen zwischen Glanz und Gloria

Autor: Erich Hein


Rennstrecken egal wo sie sich befinden haben ihre ganz eigene Geschichte.

An so manche Rennstrecke erinnert man sich nur noch dunkel, bei anderen werden wie eh und je Rennen gefahren. Aber es gibt auch andere Geschichten, so wie beim Goodwood Motor Circuit. Eröffnet 1948 gut zwei Autostunden südlich von London entfernt und wurde über die Umgehungsstraße eines Luftwaffenstützpunktes aus dem zweiten Weltkrieg angelegt. Auf der circa 3,7 Kilometer langen Rennstrecke wurde für so manchen Rennfahrer ein Traum war. Man denke an Stirling Moss, der dort seinen ersten Sieg einfuhr, oder an Bruce McLaren der seinen Traum von großer Berühmtheit mit seinem Leben bezahlte. Aufgrund der immer höherer Geschwindigkeit der Autos wurde die Rennstrecke 1966 geschlossen.

Dann aber 1998 wie Phönix aus der Asche erstrahlte der Goodwood Motor Circuit in einem neuen Licht. Mit dem „Goodwood Revival“ zelebriert man Jahr um Jahr ein stimmungsvolles Event in Sachen „Historischer Motorsport“ mit ganz besonderen Oldtimern auf vier und zwei Rädern. Eine Homage an eine Epoche voller Glanz und Gloria. Stilecht gestaltet im Zeichen der 50ziger und 60ziger Jahren, authentischer geht es nicht. Rund 150 000 Besucher strömen an drei Tagen Anfang September zum Revival und zeigen ihre Begeisterung für das Event nicht nur im Tragen von Kleidung der damaligen Zeit. Nein, auch bei den insgesamt 13 Autorennen, einem Motorradrennen, Paraden, Demoläufen und das Rennen der bunten Tretautos mit ihren kleinen Piloten sind die Tribünen bis auf den letzten Platz gefüllt und die Beifallsstürme hallen bis weit in die Botanik hinein.

Freitag: 8.00 Uhr, das sanfte Morgenlicht im Blick beginnt für die Besucher ihre Reise in die Vergangenheit. Am Himmel drehen bereits die ersten Spitfire- Kampfflugzeuge ihre Runden und von weitem hört man bereits das Dröhnen von Motoren. Das liebevoll gestaltete Fahrerlager ist proppenvoll, alle Mann sind auf ihrem Posten. Unter den Augen der Piloten inspizieren die Mechaniker nochmals das Auto: Motor einstellen, Reifendruck überprüfen und volltanken.

Hier in Goodwood gibt sich das „Who-is-who“, also die Creme -de -la -Creme des Motorsports die Klinke in die Hand. Ob nun Derek Bell, Jochen Maas, Richard Attword, Andy Wallace, Marco Werner um nur einige zu nennen, sind fast immer in Goodwood zugegen. Dieses Jahr reiste auch ein besondere Siegerpokal an. Im Fahrerlager thronte der erste Siegerpokal von Le Mans aus dem Jahr 1923.

Jubiläen durften natürlich nicht fehlen. 100 Jahre Caroll Shelby, 75 Jahre Lotus und 75 Jahre Porsche. Fast neidisch schauten die Jubilare auf den dreifachen Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart. Alleine auf der Rennstrecke mit seinem Weltmeister - Tyrell von 1973 fuhr der 84-Jährige unter frenetischem Jubel und Standing Ovation der Zuschauer um den Rundkurs. Das ist Goodwood live.

Freitags ist immer Qualifying - Zeit. Als Besucher sieht man die gesamte Fahrzeug-Breite, die sich hier ihre Startnummern sichern.Als erstes sind immer die Sportwagen von 1952 bis 1955 an der Reihe, die ihr einstündiges Rennen, der Freddie March Memorial Trophy, bereits in der Abenddämmerung des Freitages bestreiten. Von Aston Martin DB3 über Jaguar C-Type bis hin zum Ferrari 340 MM war beim Hauptevent vertreten.

Das nächste bemerkenswerte Rennen ist die St. Mary`s Trophy, das heute als Langstreckenrennen bekannt ist. In zwei Parts samstags und sonntags gefahren, bestritten in Goodwood Piloten wie Tom Kristensen, Marino Franchitti und Jenson Button ein packendes Rennen. Aus der Zeit vor 1959 lieferten sich winzige Austin A35 und riesige Ford Thunderbirds packende Zweikämpfe. Zwar nicht gleichwertig, aber einzigartig zu sehen, wie hier beinhart gefahren und gekämpft wird. Oftmals Stoßstange an Stoßstange. Jenson Button schwärmte nach dem Rennen: „Es war ein Traum, Inder Giulietta die Gänge zu wechseln, immer voll zu fahren und im Drift an die Grenzen des Autos zu gehen.“ Wohlgemerkt, Button kam nur als vierter ins Ziel.

Grand-Prix- und Voiturette- Rennwagen von 1930 bis 1951 starteten bei der Goodwood-Throphy. Urs Müller konnte sich mit seinem Maserati 6CM auf Rang Neun platzieren. Der 6CM ist ein Ex-Gigi-Villoresi-Rennwagen und gehörte einst Peter Heuberger.

„Der Maserati ist eine mechanische herausfordernde Aufgabe. Mein Ziel im Rennen ist, unfallfrei anzukommen und einen besseren Platz als im Training herauszufahren“, gesagt, getan. Alles richtig gemacht Glückwunsch Urs Müller.

Mit Heinz Bachmann gab es einen weiteren Schweizer im Teilnehmerfeld. Vier Jahre nach seinem letzten Renneinsatz, zeigte er Nerven, den beim Training leckte im Zylinderkopf ein Wasserkanal. Schaden behoben und Platz elf eingefahren. Wie sagt man so schön:“Wer kann,der kann“.

Nach 13 Runden stand der Sieger fest. Ian Baxter im Alta 61 IS konnte quasi auf der Ziellinie den ERAA-Tye R3A von Mark Gilles abfangen.

Bereits beim Festival of Speed zelebrierte Porsche seinen Jubiläum in erstklassischer Weise. Hier in Goodwood hatten die frühe Porsche der 1964/1965 Jahre einen besonderen Auftritt. Insgesamt dreißig dieser Gattung hatten bei der Fordwater Trophy nahrhafte Profis an ihrem Steuer. Tom Kristensen, Mark Webber, Jenson Button, Peter Drumbreck und Gaby von Oppenheim, um nur einige zu nennen, kämpften Runde um Runde um den Siegerkranz und die legendäre Zigarre zu ergattern.

Zwar sind alle Rennen erste Sahne, aber der Lavant Cup hatte sogar die Erdbeeren untergehoben. Hier buhlten immerhin zwei Ferrari 250 LM, neun Ferrari 250 SWB, richtig gelesen neun, der allseits berühmte Ferrari 250 SWB „Breadvan“, ein 250 GT Drogo, zwei 250 GTO sowie 250 GT Lusso und ein 250 GT Tour de France um den Sieg.
Zwar fehlte beim Start der LM von Gary Pearson, dafür setzte sich Emanuele Pirro fulminant an die Spitze, da Pole-Setter Rob Hall nach seinem Fehlstart mit seinem 250 LM als sechster aus der ersten Runde kam. Hall behielt die Nerven und hatte in der Runde fünf wieder alles unter seiner Kontrolle, Platz eins auf der Rennstrecke und im Ziel. Na, wer sagt`s denn.

Das aufregendste Rennen ist Sonntagnachmittags Royal Automobile Club TT Celebration Rennen mit Fahrerwechsel, geprägt von roher Gewalt um geringen Gewicht, erzeugt von den teilnehmenden AC Cobras und Jaguar E-Types Gänsehaut pur.

War es Freitag und Samstag sehr sonnig und das Thermometer ging zeitweise auf die dreißig Grad zu, zeigte sich der Sonntag bewölkt und eher mit normalen englischen Temperaturen bis hin zum Regen. Das Rennen hatte gerade Fahrt aufgenommen, da öffnete der Himmel seine Schleusen und es begann zu regnen, zeitweise schüttete es wie aus Eimern. Für das Rennen fatal. Die Piste nass und innerhalb von Minuten wurde der ein oder andere Hochkaräter in einen Schrotthaufen verwandelt. So wie der seltene Bizzarrini 5300 GT. Dieser hätte sich sicher einen Sieg gewünscht, aber leider kommt es oft anders als man denkt, die Böschung nach einem Crash entzauberte den Wunsch.

„Give me Goodwood on a summer`s day and you can forget the rest of the year“ , Roy Salvatori du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Dazu gehören essentielle Cookies, die für den Betrieb der Seite notwendig sind, sowie andere, die nur zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden.
Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Dazu gehören essentielle Cookies, die für den Betrieb der Seite notwendig sind, sowie andere, die nur zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden.
Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Ihre Cookies-Einstellungen wurden gespeichert