Roberto Colaninno – Ein Leben in der Wirtschafts- und Finanzwelt
Autor: Christian Spatt
Roberto Colaninno, Präsident und CEO der Piaggio Group, gehörte zu den einflussreichsten Unternehmerpersönlichkeiten Italiens.
Er wurde am 16. August 1943 in Mantua geboren und starb am 19. August 2023, nur drei Tage nach seinem 80. Geburtstag. Sein bewegtes Leben endete zu einer Zeit, an dem sich der Wert „seiner" an der Börse in Mailand notierten Piaggio Aktie auf höchstem Niveau konsolidiert hatte.
„Roberto Colaninno verkörperte für mich wahren Unternehmergeist. Sein aufrichtiges Interesse an lokalen Märkten und sein unermüdlicher Einsatz, dieses Wissen in sein unternehmerisches Schaffen miteinzubeziehen, haben mich immer tief beeindruckt. Die Treffen mit ihm und weiteren führenden Importeuren waren nicht nur geschäftliche Begegnungen, sondern auch stets Quellen der Inspiration. Für mich war Roberto ein Visionär, der mit leidenschaftlicher Hingabe und Weitsicht den italienischen Marken zu weltweitem Glanz verhalf und dem es gelang, die Marken Vespa, Piaggio und Moto Guzzi nachhaltig zu stärken“, so Josef Faber, CEO des österreichischen Piaggio Generalimporteurs Faber GmbH.
Roberto Colanno wurde am 16.08.1943 als Sohn eines Berufssoldaten und einer Näherin in Mantua geboren.
Nach abgebrochenem Wirtschaftsstudium begann er 1967 seine berufliche Laufbahn als Buchhalter beim Autoteilehersteller FIAMM, den er nach wenigen Jahren kaufte. 1981 gründete er mit Sogefi einen der heute größten Fahrwerkskomponentenhersteller weltweit.
1996 wurde Colaninno als Sanierer zum CEO des Büromaschinenherstellers Olivetti berufen. Nach erfolgter Sanierung wurde der Konzern strategisch neu ausgerichtet und wurde zu einem der Big player in der Telekommunikationsbranche in Italien. Zum Konzern gehörten in weiterer Folge Omnitel (heute in Vodafone aufgegangen) und WIND (vormals Infostrada).
Schließlich wagte man auch die Übername von Telecom Italia.
Colaninno war bis 2001 CEO der Gruppe, diese ging zu diesem Zeitpunkt mit große persönlichen Gewinn an Pirelli. Dies hatte allerdings weniger angenehme Nebenwirkungen für ihn, er wurde aufgrund der fragwürdigen Transaktion zu einer Strafe zu ca 1,9 Mrd. Euro verurteilt
Im September 2002 gründete Colaninno zusammen mit weiteren Partnern die Beteiligungsgesellschaft Omniainvest. Wenige Monate später erwarb er mit dieser die Kontrollmehrheit an der börsennotierten Immobiliengesellschaft IMMSI. Dem Immobiliengeschäft wurde die Beteiligung an wichtigen Industrieunternehmen als zweites Standbein hinzugefügt. Zunächst versuchte Colaninno Anfang 2003 vergeblich, den Automobilkonzern Fiat zu übernehmen. Im Oktober 2003 übernahm er dann einen 31,25-prozentigen Aktienanteil an der Piaggio-Gruppe. Im Dezember 2004 erwarb Colaninno die Unternehmen Aprilia und Moto Guzzi. Bis zu seinem Tod wirkte er als CEO der Piaggio Gruppe, die mit den Marken Vespa, Piaggio, Aprilia, Moto Guzzi, Gilera sowie Derbi zu Europas größtem Roller- und Motorradhersteller wurde.
Colaninno beteiligte sich im Sommer 2008 an der Privatisierung der Alitalia und wurde deren Vorstandsvorsitzender. Die Alitalia wurde 2014 von Etihat Airways übernommen. Nach drei Jahren als Ehrenvorsitzender des Vorstandes trat er aus dem Vorstand aus.
2022 wurden er und 13 weitere Verantwortliche der Jahre 2015 bis 2017 wegen betrügerischen Bankrotts und gefälschter Geschäftsberichte angeklagt. Der Prozess hatte zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht begonnen.
Roberto Colaninno verstarb am 19.08.2023 3 Tage nach seinem 80. Geburtstag in seiner Heimatstadt Mantua.