Schwanengesang?

Autor: Christian SANDLER


Vom 27. bis 29. September 2024 wurde in Berchtesgaden auf der Roßfeld-Panoramastraße zum siebenten Mal der „Edelweiß-Bergpreis – Roßfeld Berchtesgaden“ durchgeführt.

Wer sich am Samstag in die verregneten und kühlen Berchtesgadener Alpen wagte und am Sonntag bei herrlichem Spätsommerwetter wiederkam, wurde voll entschädigt. Nicht nur die etwa 180 Autos und Motorräder die sich die 6 km lange Strecke hinaufturnten begeisterten die Zuschauer, sondern auch die historischen Oldtimer Busse die in den Pausen die Fans rauf und runter karrten.

Dem legendären „Bergkönig“ Hans Stuck und seinem Sohn Hans-Joachim war das Sonderthema dieser Veranstaltung gewidmet. Bevor von 1958 bis 1977 auf der aktuell gefahrenen Strecke, von der Mautstelle Süd bis zum Ahornkaser, die Rennen ausgetragen wurden, gab es von Berchtesgaden bis zum Obersalzberg in den 1920er Jahren das Salzbergrennen. Die Schotterpiste war damals 4 km lang und Vater Stuck gewann das Rennen 1927 und 1928. Dadurch waren natürlich auch einige legendäre Rennautos der Beiden im Einsatz, wie ein 700er BMW vom Vater Stuck oder der Audi V8, mit dem sich Strietzel die DTM 1990 sicherte. Das Highlight war dabei der originalgetreue Nachbau des Auto Union Typ C aus 1936, mit dem der Senior 1936/37 Grand-Prix-Rennen bestritt und dabei in neun Läufen vier Podestplätze erreichte. 1938 gewann Stuck mit diesem Wagen den Großen Bergpreis auf dem Großglockner. Jedes Mal wenn „Audi Tradition“ diese 16 Zylinder Maschine mit ihren 6000 ccm und 520 PS startete rauften sich beim Publikum die Haare um einen Stehplatz. Das Gefühl mit diesem Auto zu fahren fasste Stuck in folgende Worte:  „Immer, wenn ich mit diesem legendären Auto Union Typ C fahren darf – und das passiert so drei, vier Mal im Jahr -, ist das für mich einer der schönsten Tage überhaupt. Wenn ich einsteige und weiß, da saß der Papa drin, das ist schon ein besonderes Gefühl. Auch mit seiner Brille und seinen Handschuhen. Das Tollste ist: Du merkst in diesem Auto, welche Helden die Fahrer damals waren. Mit diesem Ding auf der Avus 400 zu fahren, das war bekloppt – genauso bekloppt, wie wir heute sind! Der Regen am Samstag war auch toll, weil da konnten wir schön driften. Der Sound des Autos – einfach nur saugeil! Ich mache solche Ausfahrten wirklich gern. Und du triffst viele alte Kollegen wieder – so lange sie noch leben, Gott sei Dank. Und das alles nahe meiner Heimat, das ist schon ein Erlebnis.“

Achim Althammer ließ sich bei seiner Abschiedsvorstellung in Sachen Rennlegenden nicht lumpen. Neben Stuck war auch der Rallye-Weltmeister von 1984, Stig Blomqvist im Audi Quattro A2 und Prinz Leopold von Bayern im wunderschönen, mit E-Fuel betriebenen, BMW 3,0 CSL dabei. In perfekt vorbereiteten Boliden aus Zuffenhausen waren der ehemalige Formel 1 Fahrer und Le Mans Sieger Jochen Mass (Porsche 356) und der einstige Porsche Werksfahrer und Roßfeld Bezwinger Rudi Lins (Porsche Carrera 6) dabei.

Um was geht’s beim Edelweiß-Bergpreis eigentlich? Ziel der Veranstaltung, mit wohltätigem Charakter, ist diese historische Rennstrecke mit geschichtsträchtigen Fahrzeugen sechsmal zu bezwingen. Klingt einfach, wenn nur nicht diese 600 m Höhenunterschied wären, immerhin wird auf ca.1000 m Seehöhe gestartet und das Ziel liegt auf ca.1600 m Seehöhe. Oben angekommen wurden die Zuschauer und Fahrer mit einem spektakulären Panoramablick auf die Alpen und mit leichtem Schneefall (nur morgens) begrüßt. 1:0 für den Berg, war der Kommentar derjenigen, denen dieses Erlebnis aus technischen Gründen verweigert wurde.

Es war, wie in den Jahren zuvor, ein Muss für Fans von historischen Boliden, denen die Motorsportgeschichte zu ihren Füssen gelegt wurde. Vom Kabinenroller über uralte Motorräder, Formelwagen, Tourenwagen, Ferrari 512 M, Rallyeautos, bis zum infernalisch lauten Schnitzer BMW 2800 CS von Franz Ostermaier war alles vorhanden, ein Schmaus für alle Sinne, noch dazu perfekt organisiert.

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Joachim Althammer, seit 2013 sieben Mal Veranstalter des historischen Roßfeldrennens, tritt als Organisator zurück. Die gute Nachricht ganz zum Schluss: er arbeitet mit seinem Team und mit voller Kraft am ersten „Legends Grand Prix“, der vom 2. bis 5. Oktober 2025 auf dem Salzburgring neue Maßstäbe setzen soll und übergibt den Edelweiß-Bergpreis in jüngere Hände. „Eine Ära neu erfahren“, ist das Motto des Legends Grand Prix, das kann auch für das Rossfeld gelten. Und jene die 1:0 im Rückstand sind bekommen die Chance zum Ausgleich.


 

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