Sonderausstellung in Familie Fehrs Oldtimer Museum Von Gräf & Stift bis ÖAF
Autor: Karin Lacchini
03. Dezember 2024 bis 30. März 2025: Österreichische Automobilfabriken, die Geschichte geschrieben haben.
Bereits zum sechsten Mal lädt die Familie Fehr zu einer Sonderausstellung ins Oldtimer Museum in Wiener Neustadt. Dort, wo der legendäre Bentley S3 Saloon zu sehen ist, der im Erstbesitz von Frank Sinatra war, oder der Cadillac Fleetwood von Elvis Presley, wird in sechster Folge von Sonderausstellungen technischen Kulturgutes nun einer Sonderschau mit dem wohl ältesten österreichischen Automobilhersteller – Gräf & Stift – Raum gegeben. Die spannende Geschichte dieses alten österreichischen Unternehmens wird mit der Präsentation von 15 Fahrzeugen verschiedenster Bauart erzählt.
Vom „Kaiserwagen“ und diversen PKW – Typen – manche noch nie öffentlich präsentiert – über eine frühe Feuerwehr der Type F1 bis hin zum letzten erhaltenen Rennwagen der Type SR4 sp werden von privaten Leihgebern schöne und seltene Fahrzeuge im Museum präsentiert. Exponate in dieser Zusammenstellung werden in absehbarer Zeit kaum wieder gemeinsam zu sehen sein.
Kuratoren: Lisl und Heinz Mesicek, in enger Zusammenarbeit mit Stefan Reitgruber, Obmann des „Vereins zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österreichischen Automobilfabriken“.
Zur Firma „Gräf & Stift“
Aus Schlesien kommend, gründete Ferdinand Gräf eine Eisenhandlung – der Beginn von „Gräf & Stift“. Gemäß der „Allgemeinen Automobilzeitung“ von 1902, wird die Firmengründung mit 2. Februar 1902 angegeben.
Er hatte 4 Söhne, Josef, Franz, Carl und Heinrich. Josef, der älteste der 4 Brüder studierte Jus und positionierte sich als Senatsrat in der Gemeinde Wien. Carl, Franz und Heinrich mieteten 1896 Fahrrad-Werkstätten im 9. Wiener Gemeindebezirk. Sie waren Techniker und widmeten sich sehr bald der Planung, Entwicklung und dem Bau von Personenkraftwagen, die allerdings nie verkauft wurden.
Ihr erstes Fahrzeug wurde 1899 aus Fahrradteilen zusammengebaut. 1900 entwickeln die Brüder Gräf den Vorderradantrieb und meldeten ihn zum Patent an. Ein Wagen mit Vorderrad-Antrieb blieb erhalten und befindet sich im TMW (Technischen Museum Wien; leider wurde dieser für die Sonderausstellung nicht zur Verfügung gestellt.
1902 wird zusammen mit Wilhelm Stift, Inhaber der Firma Celeritas bei der kleine Wagen mit französischen Motoren gebaut wurden, eine OHG gegründet. Zwischen 1902 und 1905 wurden hauptsächlich „Spitz-Wagen“ verkauft.
Nach dem Zerwürfnis der Brüder Gräf mit Wilhelm Spitz, erfolgte 1907 mit Hilfe der Unions Bank, die Umwandlung der OHG in eine AG an der die Brüder Gräf alle Anteile hielten („Familien AG“)
Man nannte die Firma „Wiener Automobilfabrik AG vormals Gräf & Stift“. Die Betriebsstätten, sowie der Verkauf befanden sich im 18. Und 19. Wiener Gemeindebezirk.
Dank der guten Qualität – die Luxuslimousinen erreichten schon damals hohe Geschwindigkeiten - florierte der Absatz, sodass 1905 bereits 70 Arbeitnehmer beschäftigt werden konnten. Auch die konstruktive Anpassung an die österreichische Topographie brachte Vorteile gegenüber dem Mitbewerb und beeinflusste den Verkauf positiv.
1913 florierte das Geschäft derart, daß man bereits 500 Mitarbeiter beschäftigen konnte.
Im 1. Weltkrieg war die Produktion von Heeres-Lastkraftwagen der Schwerpunkt der Firma „Gräf & Stift“.
Nach dem 1. Weltkrieg entschloss man sich, in erster Linie zum Bau von LKWs – nur wenige PKW-Typen entstanden - und stockte den Mitarbeiterstand bis 1929 auf 1000 Beschäftigte auf.
Die Weltwirtschaftskrise forderte den Abbau von Mitarbeitern auf 600 Beschäftigte.
1938 wurden die Aktien der Firma „Perl“ in Liesing gekauft und die Fertigung von Karosserien dorthin verlegt. Es entstand die „Fahrwerkbau AG“.
Der 2. Weltkrieg brachte Zerstörung der Betriebsstätten, Diebstahl und Demontage von Maschinen; man reduzierte das Produktspektrum auf Omnibusse und Spezial-LKWs.
1971 wurde das gesamte „Gräf & Stift“ Aktienpaket an die „Österreichische Automobilfabrik AG“ („ÖAF“) verkauft und mit dieser Firma fusioniert.
Die „ÖAF“ wurde 1907 unter Mitwirkung der „Anglo-Österreichischen Bank“ von den „Turiner Fiat-Werken“ gegründet und baute in Wien Floridsdorf ihre Produktionsstätte auf. Produziert wurden PKWs, LKWs, Omnibusse, Schiffs- und Flugmotoren.
Im 1. Weltkrieg wurde die Verbindung zur „Turiner Fiat-Gruppe“ aufgelöst, jedoch nach dem 1. Weltkrieg 1919, allerdings nur auf ein Jahr bis 1920, erneuert.
Danach entstand eine Interessensgemeinschaft mit den dem Castiglioni-Konzern nahestehenden Automobilfabriken, den „Österreichischen Daimler-Werken“ und den Grazer „Puch-Werken“.
1921 wurde das Firmenkonstrukt in „Österreichische Automobil-Fabriks-Aktiengesellschaft, vormals Austro-Fiat“, umbenannt.
In dieser Zeit entstanden PKWs, LKWs, Omnibusse und Fahrräder. Auch Produkte aus diesen Epochen sind in der Sonderausstellung zu sehen.
Familie Fehrs Oldtimer-Museum
2700 Wiener Neustadt, Stadionstraße 36 A
3. Dezember 2024 bis 30. März 2025
Öffnungszeiten täglich von 11.00 -19.00 Uhr