Mühlviertler Wasserspiele

Autor: Christian Sandler


Am 5. August fand unter schwierigsten Wetterverhältnissen, zum bereits sechsten Mal, das Bergrennrevival von Bad Mühllacken nach Lacken statt, durchgeführt von der MIGBM. Wer steckt eigentlich hinter diesem Kürzel?

In Bad Mühllacken, einem kleinen Ort in der Nähe von Linz, fanden in den 60er- und 70er-Jahren internationale Bergrennen statt. Lauda, Gartner, Koinigg, Breinsberg, Albert u.v.m. glühten damals die B  132 rauf. Eine Gruppe Einheimischer war seitdem vom Motorsport-Virus infiziert und die Wochenendziele lauteten deshalb Zeltweg, Salzburgring oder Norisring. Man bekam Lust auf exotischere Rennstrecken: Laguna Seca, Le Mans, Mount Panorama, Sears Point waren daher noch spannendere Ziele. Spaßhalber nannte man sich „Motorsport I.G. Bad Mühllacken“, eben MIGBM.

2016 stand bei einem Mitglied dieser umtriebigen Truppe ein runder Geburtstag an. Was soll man einem Spezi schenken, der eh schon Haus und Oldtimer besitzt? Klar, ein Bergrennen! So trommelte man ein paar Freunde zusammen, stellte einen Startbogen auf, mischte sich mit einigen Mopeds, 250er Puch und ein paar Autos in den fließenden Verkehr, und los ging’s. Naja, ein Rennauto war schon dabei: Sepp Manhalter im BMW 3,5 CSL, natürlich mit blauen Taferln ausgestattet. Manhalter geriet ins Schwärmen: „… Da gehört doch historisch gefahren, ist ja eine geschichtsträchtige Strecke!“, lautete sein Weckruf. Zu später Stunde wurde dann ein offizieller Verein gegründet, der Rest ist Geschichte.

Nun zum 5. August. In der Woche davor setzte Dauerregen ein und damit auch das große Zittern um die Sicherheit der 183 Teilnehmer. Am Tag der Veranstaltung verwandelte sich der Dauerregen in leichten Regen und es gab grünes Licht, einzig die Parkplätze machten den Organisatoren Sorgen. Das Starterfeld war sensationell, auch wenn nicht alle Teilnehmer den Weg aus dem Fahrerlager fanden. Die begeisterten Zuschauer konnten dort so manchen Abarth, Ferrari, Brabham, March oder Porsche 906 bewundern. Das älteste Motorrad war eine Benelli aus dem Jahre 1928, bei den Autos war es der 1936er Riley TT Sprite von Josef Metzger (Gasolini). Der Bogen spannte sich bei den Motorrädern und Beiwagen von Benelli über Laverda, Ducati, Kawa, Honda bis zu einem hochkarätigen Sidecar Derbishire F1.

In der „Vierradabteilung“ bot sich ebenso ein buntes Starterfeld. Histo Cup Champ Deutsch führte die Riege der kleinen Puch an, mit dabei auch Wolfgang Daurer, der hier schon 1968 am Start war. Tourenwagen in großer Anzahl, einer schöner wie der andere! NSU, Fiat, Abarth, BMW, Porsche … kurzum, alles trat im schönsten Renntrimm an, inklusive der infernalisch lauten Mazda, wie z. B. Michi Mitterer der 1970 hier schon mitfuhr. Sogar Michael Steffny, im Gruppe 5 BMW, hielt das grausliche Wetter nicht ab. Auch Prototypen vom Kaliber eines Ford GT 40 oder Lola T 70 erfreuten das fachkundige Publikum. Selbst Rudi Stohl brachte seinen Lada VFTS, mit dem er in den 80er-Jahren den Stars bei der Safari Rallye zeigte, wo der Hammer hängt, ins Mühlviertel. Ein ganz spezielles Gustostückerl waren die in Reih und Glied aufgestellten Rennwagen der Rallye-Ikone Walter Röhrl. Für den bayerischen Altmeister und bodenständigen Superstar war der Anblick seiner Rennwagen, wie er selbst sagte, eine Zeitreise. So standen hier ein Opel Ascona A (Rallye EM 1972), ein Audi Sport Quattro S1 im legendären HB Design, ein Opel Ascona B (1982 Monte Carlo Rallye) und ein Audi V8 DTM, keine Originale, aber perfekte Repliken.

Weil der unvergessliche und leider viel zu früh verstorbene Wiener Jo Gartner hier seine Karriere begann, waren auch zwei legendäre Rennwagen von ihm am Start. Das ließen sich auch Jo’s ehemaliger Mechaniker sowie seine beiden Geschwister Fritz und Helga nicht entgehen und mischten sich unter die Schirmträger. Unter den regenerprobten Zuschauern fanden sich auch der Mühllacken-Sieger von 1975 Janos Kiss sowie die ehemaligen Formel 3-Stars Fredie Kroh und Hermann Bischof ein. Gleich mit fünf Boliden rückte das Lotus Museum der Loitzls aus Bad Aussee an, die Monopostos waren natürlich in den berühmten Tschick-Farben JPS, Camel und Gold Leaf lackiert.

Vor drei Jahren hängte Franz Wöss, aus dem nahe gelegenen Schwarzenberg, seinen Helm an den berühmten Nagel und avancierte zum erfolgreichen Teamchef. Für diese Veranstaltung wurde er „rückfällig“ und fuhr beherzt, eine Wasserfontaine hinter sich herziehend, einen seiner schnellen Dallara F3, nach Lacken rauf. Rudi, Fredi, Martin und Dominik sind hier so etwas wie Lokalmatadore. Sie präsentierten ihre Schätze, mit denen einst James Hunt und Keke Rosberg in der Formel 1, Walter Lechner in der Formel 3 und Roland Ratzenberger in der Formel Ford unterwegs waren. Viele Vertreter der schnellen Zunft wie Autopionier Günter Ledl, Ewald Lokaj, Florian Mauhart, Max Lamplmaier, Jungtalent Alexander Geier oder Gerhard Hödlmoser waren in ihrem Element, als sie den nassen Asphalt mit viel Gefühl unter ihre Räder nahmen. Außer ein paar harmlosen Ausrutschern war es, Dank der perfekten Unterstützung der Feuerwehr, des Entgegenkommens der Einheimischen und des fachkundigen Sprechers Alexander Trimmel, eine einzigartige Veranstaltung, die hoffentlich 2025 wieder stattfindet.

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